Digitalisierung – Fortschritt, Chance oder Gefahr für das Handwerk? Für die einen ist sie ein rotes Tuch, den anderen kommt sie als unabwendbare Zukunftsvision entgegen.
Michael Bucher, Kreishandwerksmeister, Obermeister der Schreiner-Innung Ravensburg und selbst Schreinermeister mit eigenem Betrieb, sieht das Thema Digitalisierung ganz entspannt.
„Ein Handwerksbetrieb, der sich für die Zukunft aufstellen will, kommt an der Digitalisierung nicht vorbei. Längst arbeiten wir völlig selbstverständlich mit den vielen Möglichkeiten der digitalen Kommunikation, was sich gerade in der Corona-Krise als wichtige Hilfe erweist“,
Michael Bucher
Der Schreinermeister weist darauf hin, dass darüber hinaus beispielsweise im Schreiner-Handwerk heute schon nahezu alle Arbeitsprozesse mit Maschinen, Konfigurations-Programmen oder 3-D-Planungen und 3-D-Präsentationen digital miteinander verknüpft sind. So können alle Prozesse vom Angebot über Arbeitsschritte und Arbeitszeit bis hin zur Rechnung digital erfasst werden. „Damit haben wir immer Klarheit über die Abläufe. Das ist auch eine große Hilfe für Nachkalkulation und Zeitabrechnung, weil die Erfassung sehr genau ist“, hebt Bucher die Vorteile hervor.
Auch dringe die Digitalisierung immer weiter in die Gewerke ein und verwische letztendlich deren Grenzen untereinander, wie das bei der Haustechnik deutlich werde, Stichwort Smart Home: „Da arbeiten die unterschiedlichsten Gewerke Hand in Hand, vom Elektro- über den Sanitärfachmann bis hin zum Rollladen-Bauer.“
Die Digitalisierung ersetzt nicht das Handwerk, sie ergänzt es
Bucher ist es wichtig, positiv in die Zukunft zu sehen: „Die Digitalisierung ersetzt das Handwerk nicht, davon sind wir noch weit entfernt. Bisher nutzen wir die Möglichkeiten, um die Arbeit zu erleichtern und angenehmer zu machen.“ So sei beim Holz-Zuschnitt die Maschine nicht mehr wegzudenken, „aber die Entscheidung für das Material und wie es individuell unterschiedlich bearbeitet werden muss, dafür braucht es das Fachwissen und die Erfahrung der Menschen, die das Handwerk ausüben.“ Das gelte überall. Als Beispiel für das Lebensmittelhandwerk verweist er auf die Bäckerei: Man könne Öfen, Waagen und Knetmaschinen digital steuern, was eine große Arbeitserleichterung sei. Aber das schmackhafte Rezept könne nur der Bäcker oder die Bäckerin liefern.
„Das Gespür für Material und Produkt können Computer nicht leisten. Zumindest jetzt noch nicht. Vielleicht wird das mit der Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz, mit Deep Learning und Robotern einmal möglich sein – aber das betrifft dann uns Menschen insgesamt, nicht nur das regionale Handwerk. Es bleibt spannend, diese Entwicklung zu beobachten.”
Michael Bucher
Kreishandwerksmeister
KHS-Seminar „Digitalisierung im Handwerk“
Die Kreishandwerkerschaft Ravensburg bietet seit letztem Jahr ein Seminar zur Digitalisierung im Handwerk an. Dieses Jahr musste es ausfallen wegen Corona.
Themen:
- Durch Outsourcing mehr Kapazität für andere Aufgaben. Hilfestellung bei der Bewältigung der Digitalisierung
- Entspannt von Papier zu digital
- Smartphone Security, MDM „Mobile Device Management“, GDPR-Verordnung
- IT für Handwerksbetriebe, Unternehmensabsicherung & Betreuung.
- Cyber-Security, Unternehmen effektiv sichern und Cyber-Attacken vorbeugen
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